Nord-Südtour auf der kapverdischen Insel Boa Vista mit Baobab Tour – Erfahrungsbericht

Nachdem wir bereits 2013 auf der Großen Inseltour die Kapverden-Insel Boa Vista kennen gelernt hatten, waren wir bei unserem erneuten Aufenthalt im Dezember 2018 gespannt, wie sich die Insel in den vergangenen fünf Jahren verändert hat. Dazu wählten wir dieses Mal die etwas kürzere Nord-Südtour (Link), die von Baobab Tour (Link) angeboten wird – der gleiche Anbieter, mit dem wir bereits 2013 unterwegs waren. Unser Tourguide war dieses Mal die Inhaberin Franca Mineo.

Start in Rabil – allgemeine Boa Vista Infos und Töpferwerkstatt

Nachdem wir von Franca und den anderen, bereits eingesammelten Tourteilnehmern vor unserem Hotel, dem Riu Palace Boavista, gegen 8:30 Uhr abgeholt worden waren und unsere Plätze auf den Bänken der Ladefläche eines Pick-Ups eingenommen hatten, ging es mit zwei Pick-Ups nach Rabil.

Dass Franca mit zwei Pick-Ups und damit in unserem Fall mit 15 Teilnehmern unterwegs war, stellt übrigens eher die Ausnahme dar. Meistens finden die Touren von Baobab Tour nur mit einem Pick-Up und somit mit maximal acht Teilnehmern statt (so damals auch in 2013). Lediglich bei starker Nachfrage in den Hauptreisemonaten führt sie die Touren zusammen mit einem kapverdischen Fahrer und dann zwei Pick-Ups durch. Im Gegensatz zu den deutschsprachig angebotenen Touren von Reiseveranstaltern und Mitbewerbern, die unsere Wege auf der Nord-Südtour immer wieder kreuzten, kann aber selbst die für Baobab Tour untypisch große Gruppe von 15 Personen noch als klein angesehen werden.

Doch zurück zur Tour. Mit knapp 1000 Einwohnern ist Rabil übrigens bereits die zweitgrößte Stadt („Städtchen“) auf der Insel. In Rabil wählte Franca einen bei Tourenanbietern beliebten, freien Platz (Link) vor der Töpferwerkstatt der Insel, von dem aus man einen weitreichenden Blick in Richtung des Flussbettes „Ribeira do Rabil“ und der Wüste Viana hat. Hier gab es dann auch die ersten allgemeinen Informationen zur Insel. So ist Boa Vista, was übersetzt „Schöner Ausblick“ bedeutet, nur 31 km lang und 29 km breit, damit aber schon die drittgrößte Insel der Kapverden. Nach weiteren interessanten Details zur Geschichte und der Bevölkerungsstruktur Boa Vistas als auch allgemein der Kapverden folgten Informationen zu dem vor uns liegenden Flussbett.

So ist das „Ribeira de Rabil“ (Link) nur eine handvoll Tage im Jahr tatsächlich mit Wasser gefüllt, nämlich während der „Regenzeit“ von August bis Oktober. Doch keine Sorge, die Regenzeit besteht nur aus ein paar Tagen Regen (2018 hat es lt. Franca nur drei richtige Regentage gegeben). Da der Boden jedoch extrem trocken ist, kann das Wasser dann nicht sofort versickern und bleibt daher in dem Flussbett einige Tage liegen, sodass das Tal in der Zeit von Grünpflanzen erobert wird.

Nach den Erläuterungen haben wir die Straßenseite gewechselt, um über die Startbahn des Flughafens hinweg einen Blick auf die Südküste (und somit auch auf das Riu Palace Boavista) werfen zu können. Nach weiteren interessanten Details zur Vormachtstellung der Italiener auf Boa Vista und Informationen zum seit Jahren geplanten, bisher jedoch nicht erfolgten Ausbau des Flughafens statteten wir der Töpferschule Boa Vistas (Link) einen Besuch ab.

Das blaugetünchte Gebäude mit der Aufschrift „Artesanato“ teilt sich in zwei Gebäudeteile auf. Im rechten Gebäudeteil werden die Tonwaren getöpfert, im linken Gebäudeteil findet sich der Souvenirshop. Die Preise für die Souvenirs, z.B. eine Schildkröte aus Ton, liegen auf jeden Fall unter denen im Hotelshop, sodass ihr, wenn ihr euch selbst ein kleines Andenken zulegen wollt, hier zuschlagen solltet!

Boa Vista Kapverden - Nord-Südtour mit Baobab Tour - Töpferschule Artesanato Rabil
Töpferschule Boa Vistas im blaugetünchten Gebäude mit der Aufschrift Artesanato

Mini-Sahara auf Boa Vista – Wüste Viana / Deserto di Viana

Nach einer Fahrt durch eine mit bunten Häuserfronten gesäumte Straße von Rabil waren wir bereits nach kurzer Zeit an unserem zweiten Stopp angelangt, der Wüste Viana (Link). Auf fünf Kilometern Länge und einem Kilometer Breite bildet feinster heller Sand hier eine hügelige Dünenlandschaft, zu der Franca wieder einiges zu erzählen hatte.

Im Anschluss an ihre Erläuterungen blieb uns ein wenig Zeit die Wüstenlandschaft selbst zu erkunden. Leider war der Himmel zu dieser Zeit stark bewölkt, sodass der helle Wüstensand auf den Fotos nicht richtig zur Geltung kommt.
Noch ein Tipp für euren Wüstenaufenthalt aus eigener Erfahrung – der direkte Wege die steile Düne hinauf führt nicht zum Ziel, sondern zum Einsinken in den Sand, mit der Folge, dass ihr den Rest der Tour mit sandbepuderten Beinen verbringt, was in Kombination mit Sonnencreme und warmen Temperaturen durchaus zu kratzigen Erlebnissen führen kann 😉

Nördlichster Stopp – Schiffswrack Cabo Santa Maria

Auf dem Weg in den Norden ging es über die älteste Straße Boa Vistas, die „Via Pittoresca“. Bei einem Stopp auf dieser Straße, bei dem wir von zwei Eseln neugierig beäugt wurden, erzählte uns Franca, dass diese Straße von den Frauen Boa Vistas von Hand gepflastert wurde. In dem Zuge erfuhren wir zudem von der Rollenverteilung auf den Kapverden, in der die Frauen zumeist für das regelmäßige Einkommen sorgen und sich zeitgleich um die Kindererziehung kümmern während die Männer eher dem kapverdischen Motto „No Stress“ folgen.

Boa Vista Kapverden - Nord-Südtour mit Baobab Tour - Via Pittoresca
Esel auf der Via Pittoresca

Nach einer sehr holprigen Fahrt über alte Straßen und unbefestigte Sandwege erreichten wir nach über einer Stunde unser nördlichstes Ziel, das Schiffswrack Cabo Santa Maria (Link). 1968 lief der spanische Frachter hier auf Grund und wird seither vom salzigen Meerwasser immer weiter zersetzt. Im Vergleich zu unserem Aufenthalt 2013 ist das Wrack schon arg geschrumpft, allzu viele Jahre wird es diese Attraktion also nicht mehr geben.

Ursächlich für das auf Grund Laufen des Schiffes sollen die Kapverdier übrigens selbst gewesen sein! Mit Leuchtfeuern im Inselinneren gaukelten sie den Seefahrern eine weiter entfernte Küste vor, sodass das Schiff, sich in tiefen Gewässern wähnend, wenige Meter vor dem Strand des „Praia de Atalanta“ auf Grund lief und von den Inselbewohnern geplündert wurde.

Mittagspause in der Strandbar Perola de Chaves

Auf dem Weg zum nächsten Halt, der Strandbar „Perola de Chaves“ (Link), zeigte sich das Boa Vista Wetter für ein paar Minuten von seiner typisch sonnigen Seite – eine sehr heiße Angelegenheit auf der Ladefläche eines Pick-Ups sitzend… Wir waren daher, trotz nicht ganz so schöner Fotostimmung, froh, dass Wolken den prallen Sonnenschein im weiteren Tagesverlauf immer wieder verdeckten.
Solltet ihr an einem Ausflugstag das typische Sonnenwetter genießen dürfen, solltet ihr unbedingt an einen hohen Lichtschutzfaktor, eine Kopfbedeckung und ausreichend Wasser denken!

Nach etwa einer Stunde Fahrzeit erreichten wir die Beach Bar Perola de Chaves (Link), unweit unseres Hotels. Die Zufahrt erfolgt über einen Sandweg, der südlich der Bar mit Blick auf das Wasser endet. Ein Holzweg, gesäumt von Kakteen und Aloepflanzen, führt direkt in die Bar.
Weiß gestrichene Möbel mit türkisen dekorativen Akzenten lassen hier direkt Karibikfeeling aufkommen. Vor der Bar, im feinen Sand, etliche Liegen und davor das türkisblaue Meer – ein Traum!

Solltet ihr in einem Hotel in der Nähe untergekommen sein (z.B. Riu Palace Boa Vista, Riu Karamboa, Royal Horizon Boa Vista oder Iberostar Club Boa Vista), solltet ihr, unabhängig von einer gebuchten Tour, einen Spaziergang zu diesem traumhaft schönen Ort unternehmen. Auch zum Baden eignet sich die Bucht vor der Bar hervorragend, da ihr hier keine Steine habt, der Einstieg ins Wasser seicht verläuft und der Wellengang an dieser Stelle nicht so stark ist. Dazu gibt es leckere Cocktails oder wahnsinnig gutes Essen in der Strandbar – sehr zu empfehlen.
Das Perola de Chaves bietet auch an verschiedenen Abenden in der Woche Themenabende an, bei denen im Preis stets auch die Abholung vom Hotel und die Fahrt zurück inkludiert ist. Zwei andere Tourteilnehmer haben von „The Perola Night with live music“ (45 Euro pro Person; Stand Dezember 2018) und „Perola’s Kriol BBQ Party“ (39 Euro pro Person; Stand Dezember 2018) geschwärmt. Der dritte Themenabend, die „Romantic Night“ (49 Euro pro Person; Stand Dezember 2018), wird mit Aufpreis auch von den Reiseveranstaltern als „Romantisches Dinner“ vertrieben – bucht ihr direkt beim Perola de Chaves, spart ihr nicht nur Geld, sondern unterstützt auch direkt den kapverdischen Tourismus. Inhaberin der Bar ist nämlich die Kapverdierin Cristina, die übrigens sehr gut Deutsch spricht.

Doch zurück zur Nord-Südtour – in der Strandbar gab es einen lokalen Zuckerrohrschnaps zum Probieren. Anschließend gab es eine etwa einstündige Mittagspause mit der Möglichkeit etwas zu essen oder zu baden.

Atemberaubende Wanderdünenlandschaft – Strand Praia de Chaves

Nach der Pause und vom leckeren Essen noch leicht träge ging es schaukelnd und ruckelnd über unbefestigte Wege weiter in den Süden der Insel, zum Strand „Praia de Chaves“ (Link). Der Strandabschnitt setzt sich aus etlichen hohen Wanderdünen zusammen, die aus feinstem Pudersand bestehen.
Der Stopp an dieser Stelle war nur kurz, sodass wir einfach den Ausblick genossen haben und Urlaubern beim Sandboarding zugeschaut haben, das von anderen Tourenanbietern an dieser Stelle angeboten wird.

Südlichster Stopp – Traumstrand Praia de Santa Monica im Naturschutzgebiet

Wie schon zum Stopp zuvor ging es auch zum nächsten Stopp weiter über unbefestigte Wege und Dünen. Dank der Fahrkünste Francas und des Fahrers jedoch ohne große Probleme – ein einmaliges Festfahren im Sand wurde durch ein kurzes Zurücksetzen und ein schnelles Wiederanfahren durch Franca souverän gemeistert.

Auf die hellen Dünen folgte ein dunkelbrauner Schotteruntergrund im Naturschutzgebiet „Reserva Natural de Morro de Areia“ (Link), der klippenartig in den azurblauen Atlantik mündet und somit Boa Vistas schroffe Seite gezeigt hat. In Richtung Inselinneres überzogen grüne Flechten und Sträucher den braunen Untergrund, dahinter ragten die Berge in die Höhe. Ein wahnsinnig schöner Ausblick von der Ladefläche des Pick-Ups!

An dieser Stelle legten wir dann auch noch einen ungeplanten Stopp ein. Der kapverdische Fahrer des zweiten Pick-Ups bremste abrupt ab, stieg aus dem Auto aus und rannte in Richtung der Bergkette. Wir waren zunächst ein wenig verwundert, hörten dann jedoch auch die weinenden Schreie einer Ziege, die nur hilflos zusehen konnte, wie ihr wehrloses Zicklein von Raben attackiert wurde. Der Fahrer hatte dies bemerkt und verscheuchte die Raben. Da das kleine Zicklein jedoch schon schwer verletzt war und die Mutter sich nach der Rettung durch den Fahrer entfernte, entschloss er sich das völlig entkräftigte Tier im Anschluss an die Fahrt zu einem Ziegenhirten in seinem Dorf zu bringen. Das Zicklein fand also unter einer Sitzbank auf der Ladefläche unseres Pick-Ups Platz und sodann ging es weiter Richtung Süden.

Vorbei an den Stränden „Praia de Varandinha“ (Link) und „Praia de Curralinho“ (Link) hielten wir erst wieder am westlichen Beginn des Strandes Praia de Santa Monica (Link), der sich im Süden Boa Vistas über etliche Kilometer (noch) weitestgehend unverbaut und unberührt erstreckt (lt. der offiziellen Boa Vista Seite (Link) sind es 22 km, allerdings findet man auch diverse andere Angaben). Der Santa Monica Beach gehört übrigens zu den Top 25 Stränden der Welt, 2018 belegte er den 17. Platz (Link).

Nach dem Genießen der Aussicht und des „Verewigens“ von WORLDTRAVLR im Sand ging es wieder auf die Pick-Ups und in rasantem Tempo den Strand entlang. Kurz vor Ende des Strandes hielten wir erneut – entgegen der Sanddüne am Anfang hier ein flacher Strand mit einzelnen Sträucheransammlungen, seichtem Wasser und kleinen Wellen, die behutsam auf den Strand treffen – ein Traum!

Wir sind gespannt, wie sich dieser noch unberührte Traumstrand in den nächsten Jahren entwickeln wird, denn leider hat ein Investor hier trotz ausgewiesenem Naturschutzgebiet eine Baugenehmigung erhalten und auch schon mit dem Rohbau eines ersten Hotelkomplexes begonnen (Link). Ein weiteres Hotel am Santa Monica Beach ist bereits in Planung (Link).

Kurz nach 16 Uhr ging es dann für den Rückweg wieder auf die Pick-Ups. Das erste Stück auf einer vermutlich für die im Bau befindlichen Hotels angelegten Baustraße, ehe es auf einer asphaltierten Straße weiter ging. Der Fahrtwind blies uns hier ordentlich um die Ohren, sodass wir euch für diesen Part der Tour definitiv eine winddichte Jacke oder, da man es aufgrund des geplanten Badestopps eh dabeihat, ein Strandhandtuch zum Einwickeln empfehlen können.
Gegen 17 Uhr wurden wir dann von Franca vor unserem Hotel wieder abgesetzt und haben von ihr noch ein kleines Andenken an die Tour, eine Schildkröte aus Ton, erhalten. An dieser Stelle wurde dann auch der Tourenpreis von 43 Euro pro Person (Stand Dezember 2018) fällig.

Fazit

Wir hatten dank Franca einen wunderschönen und vor allem interessanten Tag auf Boa Vista! Baobab Tour hat uns erneut überzeugt – kleine Tourengruppe, motivierte Tourenleitung und umfassendes Wissen über Boa Vista und die Kapverden.

Die Nord-Südtour (Link) eignet sich unserer Meinung nach besonders für Urlauber, die die Hauptattraktionen der Insel (Schiffswrack Cabo Santa Maria und Traumstrand Praia de Santa Monica) in einer Tour sehen möchten und dabei nicht, wie bei der großen Inseltour, den gesamten Tag unterwegs sein möchten.

Solltet ihr die Tour machen, empfehlen wir euch einen hohen Lichtschutzfaktor, eine Kopfbedeckung, genügend Wasser und etwas zum Überwerfen gegen den Fahrtwind auf der Ladefläche des Pick-Ups. Auf weiße Kleidung solltet ihr verzichten, sofern ihr diese im Laufe des Urlaubs noch einmal anziehen wollt, da diese nach Abschluss der Tour mit feinem brauen Staubpartikeln, die während der Fahrten aufgewirbelt werden, bedeckt sein wird, die sich, unserer Erfahrung nach, nicht mit der einfachen Handwäsche im Hotelwaschbecken herauswaschen lassen (wohl aber in der heimischen Waschmaschine).

„Werbehinweis“:
Die Berichterstattung zu dieser Tour ist unbezahlt und unbeauftragt. Den Tourenpreis haben wir in voller Höhe selbst bezahlt.
Die Tour wurde aus rein persönlichem Antrieb und Interesse unternommen. Sämtliche „Ausrüstungsgegenstände“ (z.B. Klamotten, Kamera, etc.) wurden selbst gekauft, für erkennbare Marken und/oder Produkte in diesem Artikel bekommen wir keine Vergütung.
Sollte es sich bei einem Artikel um bezahlte Werbung handeln, kennzeichnen wir dieses deutlich am Anfang des Textes, sodass ihr auf den ersten Blick erkennt, ob es sich um beeinflusste/vorgegebene Inhalte (Advertorials) handelt oder nicht.

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1 Comment

  1. says: Marcel

    wow, ein schöner und ausführlicher Beitrag. Da macht das Lesen wirklich Spaß und man vergisst die Zeit 🙂 Ich wünsche dir alles Gute und schreib weiterhin solch tolle Berichte. Liebe Grüße Marcel aus Berlin

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