Scandic Hotel Berlin Kurfürstendamm – Test / Erfahrungsbericht

Jeder kennt es, das ewige Leid mit den Hotelpreisen zu Messezeiten, wenn auch gleich das in Berlin noch halbwegs human abläuft, muss man zumeist mindestens mit dem doppelten bis x-fachen Übernachtungspreis rechnen. Mit „normalen“ Reisebudgets der Firmen ist da meist kaum noch was zu machen. Aber gut, dass ist ein ganz anderes Thema.  Zurück zum Scandic-Hotel…

Da wir durch das letzte Canon-Event so gute Erfahrungen mit dem Scandic Hotel – Potsdamer Platz gemacht haben, entschieden wir uns kurzerhand für das ebenfalls mit 4-Sternen ausgezeichnete Scandic-Hotel am Kurfürstendamm. Quasi mitten an einer der Hauptschlagadern Berlins, dem Kurfürstendamm, haben wir also 4 anstrengende Messetage bzw. 3 Nächte verbracht.
In der Augsburger Straße 5 findet ihr das Scandic-Hotel, welches somit nur ~150m vom allseits bekannten KaDeWe und dem Wittenbergplatz entfernt ist. Dies macht deutlich wie zentral und in welch edler Umgebung hier residiert wird. Perfekt also für den Shopping- oder Sightseeing-Trip. Ein weiterer Vorteil, wie wir finden, ist die doch leicht indirekte Lage, also abseits des permanenten Troubles. Somit ist es direkt rund um das Hotel und auch in den Zimmern recht ruhig.

Ein Immobilien-Makler würde euch das Objekt sicherlich mit lediglich 3 Worten schmackhaft machen … „Lage, Lage, Lage“

Das Hotel selbst ist, wie man an der Lokation vielleicht schon erahnen kann, kein Neubau, sondern eine „Übernahme“ der Bausubstanz des ehemaligen Hotels „Alsterhof Berlin“. Wie es dazu kam, dass aus dem Alsterhof ein Scandic wurde, wissen wir nicht. Allerdings können wir definitiv sagen, dass es gerade für Hotelketten wie Scandic Hotels eine extreme Herausforderung darstellt das eigene Wohlfühlkonzept in quasi „fremde Räume“ zu transportieren.
Das gesamte Konzept der Marke Scandic gefällt uns grundsätzlich sehr, nicht zu förmlich – sondern einladend, Umweltfreundlichkeit und generelle Nachhaltigkeit. Doch wie transportiert man diesen wundervollen „Spirit“ dem Gast gegenüber in quasi „fremden“ Gegebenheiten? Vor allem dann, wenn man davon ausgehen kann, dass das Alsterhotel ein 4*-Hotel der „alten deutschen Schule“ repräsentierte?
Zwar wurde das Hotel mit einem gewiss hohen Aufwand durch Scandic teil-renoviert, jedoch fühlte sich genau das zur Zeit unseres Besuches dann doch recht oberflächlich, um nicht zu sagen „kosmetisch“ an. Und leider auch so, dass hier und da die sagen wir mal alten „Prestige“-Materialien wie das leichtrosane Granit an der Fassade dieses wohlig-warme Scandic-Gefühl, wie wir es am Potsdamer Platz erlebt haben, hart durchbrechen.

Somit kommt beim Gast vielerorts im Hotel nicht die Atmosphäre an, welche wir im Scandic Potsdamer Platz noch so gelobt und bewundert hatten. Dieses schwedische Flair kommt zwar hier und da auf, aber von einem durchgängigen, angenehmen, naturbezogenem, modernen, schwedischen Design war leider wenig zu spüren. Auch wurde in dem Hotel gefühlt kein wirkliches Designthema manifestiert. Während im Scandic Potsdamer Platz alles auf offene Natur und Jahreszeiten gepolt war, haben wir davon im Kurfürstendamm nichts wahrgenommen. Aber mehr dazu in den folgenden Detailbeschreibungen.

Generelles
Mit rund 217 Zimmern in 3 Kategorien (Standard; Family Superior; Superior) ist das Scandic Berlin Kurfürstendamm ein für Berlin durchschnittlich-großes Hotel. Als das Hotel erbaut wurde, hat man aber bereits viel richtig gemacht. So sind sowohl der Frühstücksbereich als auch der Spa-Bereich ausreichend dimensioniert. Und auch zu Stoßzeiten war es kein Problem einen gemütlichen Platz zu finden.

Als wir am Mittwoch um ca. 12:00 Uhr anreisten, waren unsere Zimmer noch nicht bezugsfertig, was aber auch zu erwarten war, da offiziell erst um 15:00 Uhr in deutschen Scandic-Hotels eingecheckt werden kann. Das war uns vorab bewusst und stellt somit auch keinesfalls einen Kritikpunkt dar.
Man bot uns höflich an unser Gepäck bis zum möglichen Bezug der Zimmer sicher zu verstauen. Diese Möglichkeit kam uns in dem Moment sehr entgegen. Wir erhielten einen kleinen Abrisszettel, um das Gepäck später wieder in Empfang zu nehmen und machten uns direkt auf den Weg zum Messegelände, welches übrigens mit der U-Bahn-Linie 12 ab Wittenbergplatz sehr einfach und schnell zu erreichen ist.

Ansonsten war die Freundlichkeit beim Check-In eher durchschnittlich. Bei der Gelegenheit sei auch erwähnt, dass man sein Gepäck mehrere Stufen hochschleppen muss, um zum Fahrstuhl und dem Check-In-Schalter zu kommen. Somit ist das Hotel auch nicht barrierefrei. Hier sollte man wirklich kurzfristig nach einer baulichen Lösung suchen oder zumindest eine kleine Rampe bereitstellen, denn Personal für den Transport der Koffer gibt es im Scandic nicht. (Was ansonsten ja auch nicht weiter schlimm ist!)
Was uns allerdings gar nicht gefallen hat, ist, wie man hier im Hotel mit Beschwerden von Kunden umgeht. Zwar wurden die bemängelten Punkte aufgenommen, aber eine Entschuldigung dem Gast gegenüber gab es in keiner Form. Auch wurden die Mängel (->Abschnitt Zimmer) auch nach 2 Tagen nicht abgestellt, sodass wir frustriert aufgegeben haben.
Auch den Teil haben wir im Scandic am Potsdamer Platz ganz anders erfahren.

Zimmer
Wir bezogen ein Doppelzimmer im 4. Obergeschoss und ein Einzelzimmer im 6. Obergeschoss. Grundsätzlich unterscheiden sich die Doppelzimmer und Einzelzimmer von der Ausstattung nicht. Alle Zimmer verfügen über ein kleines, frisch renoviertes Bad mit Regendusche, Haartrockner und einer hochwertigen Ausstattung. Ausreichend Verbrauchsmittel wie Seife, Duschgel und Haarshampoo (einer Stockholmer Marke) stehen im ökologisch korrekten Spender zur Nutzung bereit und überzeugen in punkto Qualität und geschlechtsneutralem, angenehmen Geruch.
Ansonsten sind die Zimmer zweckmäßig/gut eingerichtet, LCD-TV, Klimaanlage, ein Schreibtisch samt Stuhl (ein Hocker im EZ), ein Wohlfühlsessel und 2x 90cm separierbare Betten im Doppelzimmer und ein 120cm Bett im Einzelzimmer sind die Highlights. Wobei man sagen muss, dass uns die Betten doch ein ganzes Stück zu weich waren. Ansonsten gibt es das für die 4* Kategorie übliche Interieur wie Minibar (nicht gefüllt!), Bügeleisen, Laptopsafe und Telefon.
Gesondert positiv hervorheben wollen wir auch im Scandic Kurfürstendamm den kostenfreien WLAN-Zugang, welcher jederzeit sehr performant funktionierte.

Die rund 24m² großen Standard-Doppelzimmer sind zweckmäßig dimensioniert und gut geschnitten. Das Interieur unterliegt durch die Teilrenovierung einem leichten Stilmix und wirklich skandinavisches Flair kommt auch hier beim Gast nicht an. Die Atmosphäre ist zwar recht warm gehalten, aber meilenweit vom Scandic Potsdamer Platz entfernt. Hier muss wirklich noch einiges gemacht werden. Auch ist anzumerken, dass die Klima-Anlage nicht funktionierte und gefühlt permanent ~23-25°C im Zimmer waren.

Das mit 14qm ausfallende Einzelzimmer darf man durch die Größe bedingt wirklich nur als zweckmäßig-klein bezeichnen. Aber gut, für Geschäftsreisende, welche im Hotel wirklich nur schlafen und frühstücken, geht auch das in Ordnung. Wo es übrigens im DZ zu warm war, ist es nun im EZ bedeutend zu kalt – und auch hier brachte keine Konfiguration der Klimaanlage eine Besserung.

Ihr merkt sicher schon, so richtig begeistert sind wir nicht. Aber, was wir bis jetzt als Kritik angebracht haben, mag wirklich nicht jeden Gast stören und auch gemessen an den Zimmerpreisen geht das alles auch irgendwie in Ordnung. Es ist immer noch ein gutes Hotel, um Berlin zu entdecken oder während einer der vielen Messen/Veranstaltungen zu residieren.

Aber nun zu den grundlegenden Kritikpunkten, bei denen wohl jeder potenzielle Gast aufhorchen wird. In Teilen sind die Zimmer doch schon recht „abgewohnt“ – von braunen Flecken und Löchern in der Gardine, diversen Flecken am/im Bettenüberwurf, teils „schmuddeligen“ Abnutzungsspuren an den Wänden bis über undefinierbare, verschiedenfarbige Flecken im Teppich. Eine wirklich saubere/reine Atmosphäre lässt sich dem Gast gegenüber so kaum transportieren. Aber gut, es ist ein teilrenoviertes Hotel und es wird auch als ein solches im Internet beschrieben.

Was aber gar nicht geht, ist in unseren Augen die Reinigungsqualität des Housekeepings. Es ist nicht nur an allen für Hoteltests üblichen Stellen Staub zu finden. Nein! – Im Einzelzimmer z.B. waren diverse Haare von vorherigen Gästen im Bad zu finden. Im Doppelzimmer klebten sogar noch Haare am Fliesenspiegel der Dusche. Alle etwas schwerer zugänglichen Stellen wurden gefühlt nicht gereinigt und damit meine ich auch Stellen, die man nicht mit einem „Wisch“ erreicht. Gefreut hatte ich mich persönlich auf die Regendusche, jedoch wurde diese über die Zeit nach der Renovierung so unzureichend gepflegt, so dass nur einige Öffnungen des Duschkopfs schmutz- und kalkfrei waren. (Den Mangel konnten wir übrigens als Gäste ohne Reinigungsmittel in nur 5 Minuten beheben!) – Es tut mir leid, aber das gehört sich so für ein Hotel der Kategorie absolut nicht und es sind durchaus abstellbare und beherrschbare Mängel, die wir hier aufzählen, welche ohne etwaige umständliche Renovierungsmaßnahmen zu „be-REINIGEN“ sind.

Allerdings möchten wir zu dem doch recht negativem Abschnitt und den folgenden Fotos sagen, dass dies komplett konträr damit geht zu dem was wir aus anderen Scandic-Hotels kennen. Und auch die Bewertungen auf Holidaycheck und TripAdvisor zeigen deutlich positive Noten zum Punkt Sauberkeit. Vielleicht haben wir das Hotel zum falschen Zeitpunkt auf dem falschen Fuß erwischt. Das kann Scandic definitiv besser. Und gerade zu Messe-Zeiten wie nun auf der IFA versagen dann doch diverse Hotels wenn die Kapazitätsgrenzen in so komprimierter Zeit ausgereizt werden.

Frühstück
Das Design des Hauptrestaurants im Souterrain mitsamt Außenterrasse ist in herbstlich angehauchten Farben gehalten, angenehme gedeckte Farbtöne wie Ocker, Gelb, Braun, leichtgrau und viel Holz dominieren den Raum und erzeugen ein angenehmes Raumgefühl.
Wirklich gut gelungen finden wir hier die Auftrennung der ansonsten recht großen Restaurantfläche durch Raumtrenner an genau den richtigen Stellen. Das „Bahnhofshallen-Gefühl“ einiger „Hotelkantinen“ kommt hier glücklicherweise nicht auf.

Das Frühstück selbst ist ähnlich wie im Potsdamer Platz qualitativ auf einem sehr hohen Niveau zu sehen. Überwiegend werden BIO-Produkte aus der Region und nachhaltigem Anbau angeboten und verarbeitet. Selbst der vorzügliche Kaffee aus den WMF-Maschinen ist „Fair-Trade“-zertifiziert. Hier heißt es also wirklich schlämmen ohne Reue… einzig und alleine die kcal. muss man vor sich selbst verantworten können.
Alle warmen Speisen waren ausreichend temperiert und es fehlte zu keiner Zeit etwas in den Auslagen. Es wurde immer zeitig nachgefüllt, sodass auch hier keine Wartezeiten entstanden. Dem Bereich „Frühstück“ können wir also wirklich Bestnoten bescheinigen. Mit 9 EUR/pp. ist das Frühstück übrigens ein kleines Schnäppchen.

Restaurant
Am ersten Abend im Hotel waren wir nach der Anreise und dem Messetag so kaputt, sodass wir im Hotelrestaurant einkehrten, um den Abend gebührend ausklingen zu lassen. Entgegen dem Frühstück gibt es, wie es sich gehört, nun auch eine Tischbedienung, welche uns äußerst zuvorkommend, schnell und professionell bediente. So entschieden wir uns für ein erfrischendes Alster und den uns wärmstens empfohlenen Scandic Burger für 14,50 €. Auf die Getränke mussten wir keine 5 Minuten warten. Zugleich servierte man uns als Vorspeise zwei leckere, dunkle Brotsorten gemeinsam mit einem guten, leicht nussigen Olivenöl und 2 sehr schmackhaften Gewürzmischungen. Nach angenehmen 15-20 Minuten war unsere Hauptspeise auch fertig und wurde optisch sehr ansprechend serviert. Und so gut wie das Essen optisch präsentiert wurde, schmeckte es dann auch. Also hier eine ganz klare Empfehlung und einen großen Dank an den Koch für das leckere Abendmahl.

Fazit
Das Scandic Berlin Kurfürstendamm beweist sich als durchaus solides Hotel in absolut zentraler Lage und bietet eine ideale Ausgangslage für Geschäftsreisende und Berlin-Entdecker. Die Lage und die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel ist absolute Spitzenklasse. In lediglich 20-30 Minuten seid ihr auf dem Berliner Messegelände und viele Sehenswürdigkeiten Berlins wie der Kurfürstendamm mit dem KaDeWe, der Zoologische Garten und die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche sind gut fußläufig erreichbar.
Ob das Hotel euren Ansprüchen bezüglich der Ausstattung und dem Service gerecht wird, solltet ihr anhand unseres Erfahrungsberichts am besten selbst beurteilen. Es wurde viel richtig gemacht, aber leider in unseren Augen auch fast ebenso viel falsch.

Wenn Scandic es schafft zumindest die angesprochenen Mängel bei der Zimmerreinigung in den Griff zu bekommen, ist das Hotel gemessen an den durchschnittlichen Zimmerpreisen durchaus noch empfehlenswert.

Empfehlen würden wir dem Hotel jedoch ausdrücklich eine grundlegende und allumfassende Renovierung. Auch wenn das natürlich ein hochgradig monetärer Aspekt ist, werden die Gäste dafür definitiv dankbar sein. Gerade Gäste, die andere Scandic-Hotels (wie das am Potsdamer Platz) kennen, könnten durchaus enttäuscht vom Hotel Kurfürstendamm sein. Und wenn sich Scandic im deutschen Hotelleriemarkt einen Namen machen will, ist dringend anzuraten möglichst überall die gleichen Standards zu erfüllen. Das Scandic am Potsdamer Platz hat uns deutlich gezeigt, dass Scandic das Zeug dazu hat eine neue, äußerst angenehme Hotel-Erfahrung im deutschen Markt zu platzieren. Wir würden gerne mehr davon sehen.

Die Übernachtungen incl. Frühstück im Scandic Hotel Berlin Kurfürstendamm wurden uns kostenfrei zur Verfügung gestellt.

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