Das Auto kontrolliert in Gefahrensituationen beherrschen. Hierum ging es in dieser Woche in einem Aufbautraining der Audi driving experience in Seefeld, Tirol. Per se würde ich mich sicherlich nicht als schlechten Autofahrer bezeichnen, allerdings bin ich auch noch nie in eine solche Notsituation gekommen, wo ich hätte entsprechend reagieren müssen.
Aus dem Aufbautraining habe ich allerdings nicht nur etwas im Bezug auf die Richtige Reaktion in Gefahrensituationen mitgenommen sondern auch vieles für den Alltag. Doch von vorne.
Bevor es mit den Schulungsfahrzeugen, Audi S4 Avant und Audi A8 Limousine, auf die präparierte Eisfläche ging, durften wir zunächst die Schulbank drücken. Angefangen bei der Sitzposition, der Haftgrenze, dem Über- /Untersteuern und den Antriebskonzepten wurden die verschiedenen Fahrübungen des kommenden Tages in der Theorie besprochen. Das gelernte sollte dann am nächsten Tag in der Praxis geübt werden. Zum Glück wurden hier die Dinge noch einmal wiederholt, denn die Aufnahmefähigkeit am Abend lag definitiv nicht mehr bei 100%.
Zu den Übungen am Tag gehörten ein Lenkslalom, Über-/Untersteuern, ABS-Gefahrenbremsung, Ausweichen und zum Abschluss ein Parcours.
Vor jeder Übung erklärte der Instruktor genau was wir machen sollten und führte dies einmal vor. Dann waren wir an der Reihe. Zunächst ging es immer darum, die Gefahrensituation einzuleiten und dann entsprechend das Auto aus dieser Gefahrensituation wieder einzufangen. Was beim Instruktor noch so einfach aussah, stellte sich beim eigenen Fahren nicht immer als leicht heraus.
Woran es mangelt? Vor allem an eingefahren alten Mustern. Allzu oft wich die Forderung des Instruktors von der in meinem Gehirn ab. So ein Fahrsicherheitstraining erfordert also auch ein wenig Überwindung und Vertrauen, was sich im Endeffekt aber in einem sichereren Fahren wiederspiegelt.
Ein großes Manko, das ich bei mir selbst erkannt habe, und das im Straßenverkehr oft zu Unfällen führt, ist die Blickführung. Schaut man sich die Unfälle auf Landstraßen an, so werden hier regelmäßig die Bäume mitgenommen und die 100m freie Fläche dazwischen bleibt ungenutzt. Warum? Weil wir den Baum anfixieren um ihm auszuweichen. Allerdings ist dies genau der Fehler, denn den Bereich den wir anfixieren, auf den Fahren wir auch zu 100% zu. Im Regelfall hat der Mensch keine Scheuklappen auf und nimmt auch im peripheren Blickfeld den Baum wahr.
Auch in der Übung hat sich gezeigt, dass man, sofern man richtig schaut, aus Reflex schon die richtige Lenkbewegung macht und sich aus der Gefahrensituation manövriert.
Ebenso zeigte auch die ABS Bremsung mit Ausweichen, dass man sich nicht auf die Gefahrenstelle fixieren darf, sondern auf die Lücke. Dies wurde mit einer LED Leiste auf dem Armaturenbrett simuliert. Aufgabe: Fahre dahin, wo es nicht leuchtet. Klingt einfach, aber kostet viel Konzentration. Denn im ersten Moment will man dahin, wo es leuchtet. Zunächst hat es auch ganz gut geklappt. Aber dann habe ich mich durch eine Unterhaltung mit meinem Mitfahrer Arild ablenken lassen und zack falsch abgebogen. Auf dem Übungsgelände sicherlich kein Problem, in der Realität aber schon.
Ebenso zeigte sich auch bei allen Übungen, dass weniger oft mehr ist, wie so oft im Leben. Ich spreche hierbei vom Lenken. Oft bzw. meistens reicht schon ein kleiner Lenkeinschlag aus, um das Auto kontrolliert zu beherrschen und in die richtige Richtung zu führen, denn so kann die Kraft vom Motor am besten und ohne viel Verlust übertragen werden. Womit wir wieder bei der Theorie und der Haftgrenze wären. Ebenso sollte man hastige Lenkmanöver vermeiden.
Am Schluss des Trainings wurde dann noch ein abschließender Parcours aufgebaut und jeweils eine Heiße Runde wurde gezeitet. Getreu dem Motto „Langsam aber Sicher“ durchfuhr ich den Parcours am Langsamsten.
Spaß? Auch wenn es bei dem Training natürlich um den Aspekt der Sicherheit geht macht es dennoch höllisch viel Spaß um die Kurven zu driften oder das Auto ausbrechen zu lassen oder quer durch den Kreis zu fahren.
Für wen eignet sich das Training? Ich würde sagen für jeden, denn man kann noch so „erfahren“ im Straßenverkehr sein, in eine Gefahrensituation gekommen sind wohl nur die Wenigsten. Zudem kann man wie gesagt auch vieles für den Alltag (nicht auf Schnee) mitnehmen, wie gerade die Sache mit der Blickführung und der Gefahrenbremsung. Wer oft in den Skiurlaub fährt, für den würde ich so etwas schon fast verpflichtend sehen. Aber auch für Fahranfänger, für die dieser Kurs bspw. auch zu einem wesentlich geringeren Preis angeboten wird, lohnt sich die Teilnahme, um schon früh die richtige Verhaltensweise zu lernen. Denn je Älter man wird und je „eingefahrener“ man ist, umso weniger weicht man von seinem alt her gebrachten Mustern ab.
Mir hat das Aufbautraining auf jeden Fall eine Menge Spaß bereitet und einen großen Lerneffekt hinterlassen. Allerdings müsste man diesen auch nun durch weiteres Üben verstärken, damit die richtigen Reflexe auch sofort abrufbar sind und in Fleisch und Blut übergehen. Aber der nächste Winter kommt bestimmt.
Weiterhin bietet Audi ab dem Frühjahr natürlich auch wieder Sommertrainings an. Neben Fahrsicherheitstrainings werden auch Rennstreckenerfahrungen oder Rundreisen angeboten.
An dieser Stelle auch noch einmal vielen Dank an Audi Deutschland für die Einladung und den Instruktoren für ihre Arbeit.
Weitere Eindrücke der Audi driving experience der anderen Teilnehmer