Zypern Tag 5: Nikosia & die Geisterstadt Varosia

Dieser Tag war einer der Längsten auf der Insel. Denn die heutigen Ziele Nikosia und Varosia lagen weit von unserem Ausgangsort Polis entfernt. Die erste Station unserer Reise war Nikosia, die Hauptstadt der Republik Zypern aber auch die Hauptstadt des besetzten Teils die Türkische Republik Zypern.

Google Maps hatte für die Fahrt dorthin rund zwei Stunden berechnet, die Realität waren aber knapp vier Stunden. Woran lag es? Zum einen sicherlich an mehreren Stopps, die wir während der Fahrt gemacht haben. Der Ausblick während der Fahrt ist immer wieder aufs Neue faszinierend und eine Pause wert. Einfach mal die Weite auf sich wirken lassen und das Panorama genießen. Wenn man Glück hat, trifft man auch noch auf einen solch schönen Fiat Oldtimer.

Für die Strecke nach Nikosia haben wir uns für die obere Route entscheiden, also entlang der Nordküste und dann im Innenland des besetzten Teils weiter. Dazu mussten wir den Grenzübergang bei Kato Pyrgos überqueren, was sich im Laufe des Tages noch als großer Verwaltungsakt darstellt. Denn die Türkei ist nicht in der Europäischen Union und nimmt auch nicht am Schengen Abkommen Teil, sodass bei jedem Überqueren der Grenze eine Passkontrolle inklusive Stempel notwendig war.

Zudem mussten wir für unseren Mietwagen noch eine zusätzliche Versicherung abschließen. 20 Euro für drei Tage. Das ist der billigste Kurs. Alle anderen Fahrzeuge sind befreit. Nachdem wir die Grenze überquert hatten taucht man doch in eine andere Welt ein. Die Landschaft ist zwar gleich, aber die Menschen und die Außendarstellung sind anders. Man zeigt sich mit Stolz. So sind vermehrt gehisste türkische Flaggen zu sehen. Doch die sind noch das Kleinste. Denn auf dem Weg zeigte sich noch eine sicherlich 50 m große Flagge auf den Bergen.

Angekommen in Nikosia trifft man auf Gegensätze. Die Wohnungen, von außen zumindest, stark heruntergekommen, aber ein Benz vor der Tür. Die Marke Mercedes-Benz scheint hier insgesamt einen hohen Status zu haben, denn die meisten Premiumfahrzeuge waren von dieser Marke. Vereinzelt sieht man noch einen BMW, aber einen Audi kaum.

Nähert man sich jedoch dem Stadtkern scheint man in eine andere Welt einzutauchen. Belebte Gassen, konsumfreudige Bürger und so gar nichts von Krise zu spüren. Die Restaurants sind voll und eine Boutique reiht sich an die nächste. Auch viele Mode- oder Fast Food Ketten sind vertreten. Insgesamt wirkt es wie eine moderne Stadt jedoch mit einem besonderen Charme, da die alten Gebäude erhalten wurden und die Stadt nicht mit großen Wolkenkratzern zugepflastert wurde. Weiterhin bietet die Stadt einige Museen und Moscheen.

Wie bereits eingangs erwähnt, ist Nikosia die Hauptstadt von beiden Teilen und so gibt es auch hier einen Grenzübergang mitten in der Stadt. Passkontrolle eins, Stempel und Passkontrolle zwei. Läuft man wieder zurück das gleiche Spiel. Das kostet Zeit und Nerven und ist vor allem nur ein großer Verwaltungsaufwand.

Nach einem längeren Aufenthalt ging es dann gegen 18 Uhr noch auf in Richtung Varosia, einer Stadt am Rande von Famagusta im Osten der Insel. Zuvor hatte ich Limassol schon spöttisch als Geisterstadt bezeichnet, doch Varosia ist wahrhaftig eine Geisterstadt. Noch in den 1960er und 1970er Jahren boomte hier der Tourismus, der über 50 % der gesamten touristischen Einnahmen der Insel ausmachte. Doch im Zuge der türkischen Besetzung 1974 wurden die über 10.000 Betten und die Infrastruktur militärisches Speergebiet. Seitdem verfallen die alten Gebäude zunehmend und ein ganzer Küstenabschnitt wurde so zur Geisterstadt. Das ganze Gebiet ist von hohen Zäunen umgeben und überall prangern große Schilder mit bewaffneten Soldaten. Sehr ärgerlich, denn der Küstenabschnitt dort ist im Vergleich zum Rest der Insel sehr feinsandig und auch der Einstieg ins Meer ist ohne einen steinigen Pfad möglich.

Dennoch haben sich auch hier wieder neue Hotels bzw. ein Hotel in direkter Nachbarschaft angesiedelt. Allerdings erzeugt dies ein bizarres Bild. Am Strand die Liegen vor einer Kulisse von Zerfall und politischen Streitigkeiten. Ein Anblick, der die sonst so schöne Landschaft zerstört.

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