Köln hat den Dom, Berlin das Brandenburger Tor, Paris den Eifelturm, Hamburg die Reeperbahn… Doch was hat Stuttgart? Auf den ersten Blick steht Stuttgart aus touristischer Sicht für keine direkte Sehenswürdigkeit, die man sofort mit der Stadt assoziiert, außer Stuttgart 21, Daimler oder Porsche. Doch muss eine Stadt sich immer über eine bestimmte Sehenswürdigkeit definieren oder reichen auch die „kleinen“ Dinge und die breite Streuung des Angebotes aus, um eine Stadt sehenswert zu machen? Meiner Meinung nach schon. Dies hat zumindest Stuttgart bei meiner kleinen zwei 2-Tages-Tour bewiesen, in der ich allerdings nur einen kleinen Teil des Angebotes abgedeckt habe und euch hier vorstellen kann. Am Ende des Beitrags findet ihr noch ein paar wertvolle Links, wo ihr euch vorab informieren könnt und euer Programm zusammenstellen könnt.
Hüftengold
Der Samstag startete im Hüftengold am Olgaeck. Dies ist ein kleines gemütliches Café mit viel Charme und Charakter. Der perfekte Ort, um den Tag mit einem ausgiebigem Frühstück zu beginnen, das jeden tag von 7 bis 16 Uhr angeboten wird. Es kommen also auch alle Langschläfer auf ihre Kosten. Auf der Speisekarte finden sich allerhand Leckereien vom Croissant mit selbstgemachter Marmelade, über ein Rührei von glücklichen Hühnern oder einer deftigen Wurst- und Käseteller mit selbstgemachtem Brot.
Uns hat das Frühstück sehr gut gefallen und vor allem die selbstgemachte Marmelade hat es mir sehr angetan. Ein Preis von 16 Euro für zwei Personen für Frühstück mit Getränken ist auch überaus fair. Ebenfalls bei Stuttgartern scheint das Hüftengold ein sehr beliebter Treffpunkt zu sein, denn es strömten dauerhaft neue Gäste in das Lokal und freie Plätze wurden sofort wieder neu besetzt. Trotz dessen es recht voll war, war der Service überaus schnell. Also von meiner Seite aus kann ich das Hüftengold nur empfehlen.
Kunstmuseum
Am Nachmittag statte ich dem Kunstmuseum einen Besuch ab. Dieses befindet sich am Schlossplatz und ist kaum zu übersehen, denn die Außenhaut des Gebäudes bzw. Cubes besteht aus 3.500 qm Glas. Besonders bei Nacht sehr schön anzusehen. Das Museum an sich ist frei zugänglich und wer keine Ausstellung besuchen will kann auch einfach in den obersten Stock gehen und den weiten Ausblick über Stuttgart genießen.
Ich habe mir allerdings die Ausstellungen einmal angeschaut. Neben der ständigen Ausstellung im Museum gibt es im Laufe der Zeit immer wechselnde Ausstellungen. Aktuell nimmt einen großen Raum die Sonderausstellung „Das Auge der Welt – Otto Dix und die neue Sachlichkeit“ ein. Mit rund 120 Werken eine sehr umfassende Sammlung, die vor allem in den 1920er und 1930er Jahren entstanden sind. Eine sehr interessante Sammlung, die in kritischer und karikierender Weise Einblicke in die damalige Zeit gibt.
In der „normalen“ Ausstellung befinden sich aktuell ebenfalls verschiedenen Sonderausstellungen, jedoch im kleineren Rahmen. Die Otto Dix Ausstellung nimmt wohlgemerkt 3 Stockwerke ein. Zu den Ausstellungen gehören die Fotografien des Gefängnisses „Stuttgart Stammheim“ von Andreas Magdanz oder die Kunstobjekte von Anahita Razmi, die in ihren Werken eine Verbindung zwischen dem Herkunftsland ihres Vaters, dem Iran, und Deutschland herstellt.
Insgesamt finde ich das Museum durchaus spannend, muss aber ehrlich gestehen, dass mir an der ein oder anderen Stelle der Gedanke kam: Ist das Kunst oder kann das weg? Dies soll jetzt keineswegs als Beleidigung gegen den Künstler gesehen werden, aber so wie Schönheit im Auge des Betrachters liegt so ist es auch mit der Kunst. Will man wirklich in die Gedankengänge des Künstlers einsteigen und sich mit den einzelnen Werken tiefer auseinandersetzten benötigt man viel Zeit und Ruhe. Diese hatte ich an dem Tag leider nicht wirklich und so habe ich das Museum im wahrsten Sinne des Wortes in zwei Stunden abgerannt, um zumindest alle Werke einmal gesehen zu haben und mir einen Überblick zu verschaffen. Dennoch, das Museum ist auf jeden Fall ein Tipp wert. Preislich für alle Ausstellung liegt man bei 11 Euro.
Weinbaumuseum
Ein echter Tipp für Weinliebhaber ist das Weinbaumuseum in der Alten Kelter in Stuttgart-Uhlbach. Die Region Stuttgart pflegt schon eine über 2.000 jährige Weinbaukultur, die dort mit verschiedenen Exponaten aufgezeigt wird. Neben den Prozessen des Weinanbaus von der Frühzeit bis heute erfährt man auch einiges über die verschiedenen Rebsorten sowie die Böden. Zudem zeigt sich, dass der Weinanbau ein komplexes Thema ist, das viel Wissen und Know-how benötigt. Zudem ist der Weingärtner bzw. die Weingärtnerin ganzjährig beschäftigt, denn auch im Winter muss der Weinstock gepflegt werden.
Der Stuttgarter Bezug zum Wein zeigt sich auch in unzähligen Besenwirtschaften und vielen Weinfesten zur Erntezeit. Am besten hat mir noch folgender Spruch von Bundespräsident Theodor Heuss, dessen Name heute die Partymeile in Stuttgart ziert, gefallen: „Wer Wein trinkt – betet; wer Wein säuft – sündigt! Lasset uns beten!“
Und gebetet werden kann ebenfalls im Weinbaumuseum, denn hier schließt sich eine sehr gemütliche Vinothek an, in der man sich durch die regionalen Weine probieren kann und dazu noch eine kräftige Brotmahlzeit mit Griebenschmalz, Kräuterschmand und Bruschetta einnehmen kann. Mir hat es gefallen. Man sollte vorab nur einen Fahrer bestimmen. Der Eintrittspreis hier beträgt 3 Euro.
Spaziergang durch die Weinberge
Am späten Nachmittag nach der Weinprobe bietet es sich dann noch an, einen kleinen Spaziergang durch die Weinberge zu machen und die herrliche Aussicht zu genießen. Rund um Stuttgart gibt es viele Wander- und Radwege die quer durch die Weinberge führen. Zwischendrin auch immer mal wieder Hütten, in denen man sich aufwärmen kann und ggf. noch einen weiteren Wein oder eine Köstlichkeit aus der Region genießen kann.
Fernsehturm
Kurz bevor die Sonne untergegangen war musste es noch auf den Fernsehturm gehen. Dieser ist zwar nicht so bekannt wie jener in Berlin, allerdings der erste Welt und zur damaligen Zeit eines der 10 höchsten Gebäude der Welt. Die Aussichtsplattform befindet sich in einer Höhe von 150m, von der man dann einen schönen Weitblick hat. Zwar war die Sicht an diesem Tag etwas trüb, dennoch lohnt es sich einmal hinauf zu fahren.
Neben der Aussichtsplattform befindet sich „OBEN“ eine Bar bzw. Café in dem man sich mit einem Heißgetränk aufwärmen oder einen leckeren Cocktail genießen kann. Die Fahrt auf den Turm kostet 5 Euro.
Übernachtung
Ich habe im ARCOTEL Camino Stuttgart übernachtet, welches mich durch seine Gastfreundlichkeit, die zentrale Lage und seine Atmosphäre überzeugt hat. Aber lest selbst in meinem Beitrag zum Hotel.
Fazit
Stuttgart ist eine Region mit vielen Facetten, aus denen ich euch jetzt nur einen kleinen Teil gezeigt habe. Es ist definitiv für Jeden etwas dabei. Wer sich gerne weiter informieren möchte, sollte sich die Seite des Stadtmarketings Stuttgart einmal genauer anschauen. Diese ist wirklich sehr gut strukturiert und bietet nach Themenfeldern einen guten Überblick. Ebenfalls bietet sie Empfehlungen für 1,2,3 Tage Städtetrips und bietet Stadtführungen und Rundgänge an. Weitere Infos in den folgenden Links.
Weiterführende Links
- Hüftengold Stuttgart
- Kunstmuseum Stuttgart
- Weinbaumuseum Stuttgart
- Fernsehturm Stuttgart
- Stadtmarketing Stuttgart
- ARCOTEL Camino Stuttgart
Besonderer Tipp
Text: Camillo Pfeil
Bilder (gemacht mit der Canon EOS 5D Mark III, Canon PowerShot S110, iPhone 5): Susheela Held, Camillo Pfeil